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JOHANNES WASSMER

Kann das weg? Der Kunstbegriff zwischen Krise und Ordnung

"Ist das Kunst oder kann das weg? " fragen Menschen in Deutschland häufig, wenn sie ein Kunstwerk für künstlerisch minderwertig halten oder sich unsicher sind, ob sie es mit Kunst zu tun haben. Von dieser Frage ausgehend wird im vorliegenden Aufsatz dafür argumentiert, nicht auf den problematischen Kunstbegriff zu verzichten, sondern Kunst zum einen als Rezeptionsereignis zu begreifen, das zum anderen in praxeologische Handlungszusammenhänge eingebettet ist. Mit Reinold Schmücker wird Kunst als "kommunikative Zeichen" und mit Jean-Luc Nancy als ein Sichereignen, d.h. als "Präsentation der Präsentation" aufgefasst. Diese Präsenzhaftigkeit von Kunst ist nicht von sinnkulturellen Prozeduren getrennt. Mit Verweis auf Hans Georg Gadamer, Martin Seel und Dieter Mersch wird die Koppelung von Präsenz- und Sinnphänomenen im Rezeptionsereignis Kunst herausgestellt. Gerade als Ereignis erweist sich Kunst im Sinne Schmückers als kommunikatives Zeichen, dessen Inhalt nicht letztgültig zu bestimmen ist. Der kommunikative Prozess lässt sich nicht zu einem Ende führen, solange ein Artefakt als Kunst rezipiert wird. Abschließend wird dieser Befund auf eine praxeologische Perspektive übertragen: Was machen wir eigentlich, wenn wir ein Artefakt als Kunst bezeichnen? Ich schlage vor, den Kunstbegriff als Ordnungsbegriff aufzufassen. Wer Artefakte als Kunst bezeichnet, weist ihnen historisch variante und gesellschaftlich kodifizierte Umgangsweisen zu: Kunst wird aufbewahrt, als uneindeutige Kommunikation klassifiziert. Wo das nicht gelingt, wird die Frage nach "Kunst oder weg" auch einmal falsch beantwortet und es wird Kunst – wie das Kunst von Joseph Beuys und Martin Kippenberger widerfahren ist – versehentlich zerstört.


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Infos zum Beitrag:

  • Publikationsdatum
    01/2023
  • Bereich/Sektion
    Erklärende Hermeneutik
    Kunsttheorien

 

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