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HINRICH STOLDT

Nietzsche im Feld der Ideologien

Das Problem einer angemessenen Interpretation erscheint bei Friedrich Nietzsche, dem Philosophen, der "Interpretation als philosophisches Prinzip" ansah, in besonderem Maße. Es stellt sich die Frage, welchen Anspruch auf Wahrheit die Interpretation eines Werkes erheben kann, dessen Autor den "Willen zur Wahrheit" mit einem "Willen zum Tode" gleichsetzt; einem Schaffen, welches gerade solch identifizierende Begriffe wie "Wahrheit", "Werk" und "Autor" einer perspektivischen und somit pluralen Auslegung opfert. Als einen weiteren seiner vielen Widersprüche öffnet Nietzsche den Text einer freien Interpretation, ist aber in Bezug auf das eigene Werk, nicht nur aus Gründen der Eitelkeit, weniger großzügig.

Die Frage der Interpretation betrifft somit nicht nur die allgemeine Aufgabe einer inhaltlich richtigen Wiedergabe, ein Problem, welches sich ja bei jeder Beschäftigung mit einem Text stellt, sondern bildet schon so etwas wie eine nietzschesche Referenz innerhalb der Phase der methodischen Klärung. Schließlich soll Nietzsches Forderung nach perspektivistischer Einsicht keine Beliebigkeit der Interpretation legitimieren. Nietzsche selbst hat – ganz im Sinne seiner Lehre – kaum Hinweise zu einem 'richtigen' Verständnis seiner Schriften gegeben. Im Gegenteil verbürgt der Aufweis des vermeintlich passenden Zitats noch nicht die Richtigkeit und Abgeschlossenheit des eigenen Interpretationsansatzes.


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Infos zum Beitrag:

  • Publikationsdatum
    10/2005
  • Bereich/Forum
    Ideologieforschung
    Studentisches Forum
  • Textart
    Examensarbeit

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