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MICHAEL BAURMANN

Soziale Mechanismen des Fundamentalismus

In dem Aufsatz wird die These entwickelt, dass Entstehung und Überwindung fundamentalistischer Überzeugungen nicht mit der Wirkung von Inhalten und Argumenten, sondern als Ergebnis epistemischen Vertrauens zu erklären sind. Die Bedeutung epistemischen Vertrauens erschließt sich auf der Grundlage der Sozialen Erkenntnistheorie. Ihre zentrale Botschaft lautet, dass individuelles Wissen, persönliche Glaubensinhalte und Wertvorstellungen zum allergrößten Teil nicht auf eigene Erfahrungen und Überlegungen, sondern auf die Zeugnisse externer Quellen und Autoritäten zurückgehen. Daraus folgt, dass die epistemische Qualität individueller Überzeugungen wesentlich ein Ergebnis der Qualität kollektiver Wissensproduktion und der sozialen Einbettung des Einzelnen ist. Aus diesem Blickwinkel ist auch die Akzeptanz und Verbreitung fundamentalistischer Weltanschauungen vor allem als Ergebnis der Meinungsdynamiken in einer sozialen Gruppe zu erklären. Eine entscheidende Rolle spielen dabei charismatische Führerpersönlichkeiten, denen von ihren Anhängern ein exklusives epistemisches Vertrauen entgegengebracht wird. In dem Aufsatz wird ein empirischer Mechanismus skizziert, der den sozialen Prozess der Etablierung, Verfestigung und möglichen Erosion einer solchen singulären Autorität erklären kann. Erste Ergebnisse von Simulationsexperimenten haben auf dieser Grundlage zu fruchtbaren Hypothesen geführt. Zusammenfassend kann man diese Ergebnisse dahingehend zuspitzen, dass es im Kontext einer bestimmten epistemischen Umwelt bereits ausreichend sein kann, die Meinungen anderer ernst zu nehmen, um ein Fundamentalist zu werden.

Siehe auch die Replik zu diesem Beitrag:

Peter Tepe
Auf die Schnelle: Anmerkungen zu Michael Baurmanns Text


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Infos zum Beitrag:

  • Publikationsdatum
    08/2017
  • Bereich/Forum
    Ideologieforschung
    Wissenschaftliches Forum
  • Textart
    Aufsatz

 

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