PETER TEPE
Zweimal Amphitryon: Molière und Kleist
In der zweisemestrigen Vorlesung, aus der mein Buch Mythos & Literatur. Aufbau einer literaturwissenschaftlichen Mythosforschung (Würzburg 2001) hervorgegangen ist, wurde auch eine Anwendung der Methode der Basis-Interpretation auf die Amphitryon-Versionen von Molière und Kleist vorgetragen, die aus Umfangsgründen nicht in das Buch aufgenommen werden konnte. Dieser Text wird nun im Online-Magazin veröffentlicht. Wie in den bereits vorliegenden Modellinterpretationen, so wird auch hier in einer "experimentellen" Situation die vorliegende Forschungsliteratur ganz ausgeblendet, um das methodische Vorgehen schärfer herausarbeiten zu können.
Das Verfahren der Basis-Interpretation ist darauf ausgerichtet, in der Konzentration auf den einzelnen Text kognitive Interpretationsprobleme zu lösen; davon werden aneignende Deutungsverfahren abgegrenzt, deren Hauptfunktion darin besteht, den jeweiligen Text dem Überzeugungssystem des Interpreten dienstbar zu machen. Bei allen literarischen Texten besteht die zentrale Interpretationsaufgabe im Basisbereich darin, Hypothesen über die textprägenden Instanzen zu bilden, um mit ihrer Hilfe den Textbestand verstehend erklären zu können.