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JAN PHILIPP DAPPRICH, PATRICK KÖRNER

Utopien: Ideologie oder Wissenschaft?

Ein Programm, das unter der Bezeichnung "utopisch" firmiert, gilt als unrealistisch, uneinlösbar, naiv und blauäugig – der Wunsch sei hier der Vater des Gedankens, statt das Realitätsprinzip. Der Begriff der "Utopie" wird also im Wesentlichen als diskreditiert angesehen. Von philosophischer Seite aus wurde vielfach versucht, Utopien nachzuweisen, sie seien allein schon aufgrund ihres Gegenstands als verfehlt und nicht als ernsthafte politische Gestaltungsprogramme aufzufassen. Nicht wenige dieser Zurückweisungen von Utopien lassen sich in zwei Klassen einteilen: Solche Kritiken, die Utopien als unwissenschaftlich ansehen und ideologiekritische Kritiken, die behaupten, dass sich Utopisten systematisch über die Wirklichkeit täuschen würden, ohne dies selbst zu erkennen.

Der Beitrag greift diese beiden Klassen von Utopiekritiken auf und diskutiert die Plausibilität der utopiekritischen Positionen von Marx und Engels sowie Poppers im ersten Teil, der die Frage danach stellt, ob Utopien wissenschaftlich auftreten könnten, und von Adorno, Albert und Lyotard im ideologietheoretischen, zweiten Teil. Es wird gezeigt, dass Utopien zwar an einigen erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Problemen leiden, die Zurückweisung aufgrund ihres angeblichen unwissenschaftlichen oder ideologischen Charakters jedoch vorschnell ist und mitunter auf unhaltbaren Argumentationen basiert. Zur Rehabilitation in konstruktivem Aufgriff der diskutierten Probleme wird schließlich für eine undogmatische utopische Sozialtechnik im Sinne Otto Neuraths plädiert, die durch die Anbindung an einzelwissenschaftliche Erkenntnisse den utopiekritischen Vorwürfen entgeht, ohne ihres progressiven Charakters verlustig zu gehen.


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Infos zum Beitrag:

  • Publikationsdatum
    08/2017
  • Bereich/Forum
    Ideologieforschung
    Wissenschaftliches Forum
  • Textart
    Aufsatz

 

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