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URS FREUND

Zunächst und immer creatio ex nihilo. Das schöpferische Pathos als Konsekrationsmythos für Künstler und Selbst

Der Begriff Kreativität besitzt immer noch einen sakralen Impetus. Von diesem erhält er seinen Wert als Schöpferkraft, die speziell dem Künstler geschenkt wird und für die Verwandlung der Sinnlosigkeit unseres Daseins in ein tröstliches Weltbild steht. Allerdings möchte inzwischen jeder für sich die Eigenschaft des Schöpferischen reklamieren. Urs Freund zeichnet in seinem Aufsatz diese Entwicklung von der Auserwähltheit Einzelner bis zur völligen Demokratisierung des Kreativen nach. Er zeigt, auf welchen sowohl psychischen als auch gesamtgesellschaftlich-suggestiven Mechanismen das Pathos des Schöpferischen beruhte. Hierzu befragt er die bemerkenswerte Theorie des Psychologen Julian Jaynes über die Bikameralität der antiken Psyche und erläutert sie vor älteren Positionen zu Mythologie und Psychologie bei C. G. Jung und Joseph Campbell. Die Jung’sche Unterscheidung von konvergentem und divergentem Denken führt über die Schwarze Romantik des 19. Jahrhunderts zu den Praktiken des Surrealismus im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Denn André Breton und seine Mitstreiter formulierten das Schöpferische als radikalen Begriff mit gesellschaftlicher Sprengkraft. Im Lauf der 60er Jahre und ihres Slogans "Phantasie an die Macht" finden die Kreativitätstechniken des Surrealismus schließlich Eingang in die Konsumgesellschaft der Postmoderne mit ihrem exorbitanten Bedarf an Persönlichkeitsmarketing und frühkindlicher Kreativitätsförderung. Von hier aus bezieht das Individuum schließlich seine Konsekration zum Einmaligen.


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Infos zum Beitrag:

  • Publikationsdatum
    04/2021
  • Bereich
    Kunsttheorie

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