STEFAN OEHM
Kunst und die Infrastruktur geteilter Intentionalität
Wir schaffen Kunst und rezipieren Kunst. Wir streiten uns darüber, was Kunst ist. Ob etwas Kunst ist. Ob Literatur, Musik, Tanz und Theater Kunst ist oder ob nur Kunst Kunst ist. Oder auch, wann etwas als Kunst gilt, welcher Kriterien es bedarf, um als Kunst zu gelten und wer die Legitimation hat, solche Kriterien zu erstellen. Wir schreiben Künstler*innen besondere Fähigkeiten zu, die sie von Normalsterblichen abheben. Und debattieren darüber, ob der Begriff 'Kunst' dem, was wir so unbefangen 'Kunst' nennen, überhaupt angemessen ist. Aber über eins machen wir uns erstaunlich wenig Gedanken: über die Bedingungen der Möglichkeit des Phänomens, das wir meinen, mit dem Begriff 'Kunst' fassen zu können. Dabei ist es doch gerade die Kenntnis der grundlegenden Faktoren, die die Voraussetzung dafür darstellt, sich sachhaltig darüber äußern zu können. So ist die Ontogenese der psychologischen Infrastruktur geteilter Intentionalität Präsupposition jeder nur denkbaren Form kooperativer, menschlich-kommunikativer Akte. Und dazu gehört nun einmal auch besagtes Phänomen 'Kunst': Wer über sie etwas aussagen will, muss diese Infrastruktur kennen – und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben.