URSULA KARIN ARNDT
Die Nibelungen-Thematik in Roman und Film
Die Faszination der Nibelungen-Thematik hat sich im Laufe der Jahrhunderte gehalten. Die einstigen Liedstrophen zum Heldenepos der besonderen Art gewandelt, werden in Romanen verarbeitet, in Verfilmungen in Szene gesetzt oder bei Schulaufführungen zweckentfremdet. Der Stoff bietet eine reiche Auswahl an Darstellungs- und Deutungsmöglichkeiten.
Aus der Monographie von Ursula Schulze geht hervor, dass das für den deutschen Raum relevante Nibelungenlied Ende des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden ist. Es liegen über zwanzig verschiedene Handschriften vor, die in vollendeten oder unvollendeten Ausführungen das höfische Leben des 5. bis 6. Jahrhunderts wiedergeben. Die Entstehungsgeschichte, die Frage nach der Autorenschaft, die literarische Deutung und die Einordnung der mündlichen Vortragsweise zur Verschriftlichung werden nach wie vor äußerst kontrovers diskutiert.
Interessant ist die besondere Mixtur aus Realitätsbezogenheit und Fiktionalität. Ein historischer Kern, realexistierende Personen – wie z.B. Etzel der Hunnenkönig alias Attila – und die exakte geographische Zuordnung zeigen den gewünschten Realitätsbezug. Gleichzeitig existiert die phantastische, märchenhaft anmutende Dimension, die sich im Drachenkampf, dem Erscheinen von Meerfrauen und den Nibelungen – dem Herzstück der Erzählung – zeigt.