BERTRAM SCHEUFELE
Warum Frames und Ideologien keine Synonyme sind und Populismus keines von beiden ist – Konzeptionelle Brückenschläge zwischen Frames und Ideologien und Einwände zur aktuellen Populismus-Forschung
Vor allem die politischen Entwicklungen der letzten Jahre haben in der öffentlichen Diskussion um Deutschland, Europa und die USA dafür gesorgt, dass die Begriffe Frame, Ideologie und Populismus teilweise beachtliche Konjunktur erfahren haben. In der wissenschaftlichen Literatur sind diese Begriffe und die damit verbundenen Konzepte längst etabliert. Aber über keines der Konzepte besteht wissenschaftlicher Konsens. Darüber hinaus werden sie im öffentlichen Diskurs wie auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung teilweise synonym oder konzeptionell unsauber verwendet. Der vorliegende Aufsatz versucht einen terminologisch-konzeptionellen Beitrag zur Schärfung der Diskussion um Frames, Ideologien und Populismus zu leisten. Ausgehend von einer eingehenderen Diskussion von Frames und Framing erfolgen mehrere Brückenschläge zwischen Frames und Ideologien, die unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob man Frames im engen, erweiterten oder sehr weiten Sinn begreift. Diese Auseinandersetzung macht deutlich, dass Frames und Ideologien nicht synonym verwendet werden sollten, dass Frames nur einer von mehreren diskursiven Resonanzböden bzw. Indikatoren von Ideologien sind und dass es eine ganze Reihe anderer ideologischer Strategien (z. B. Argumentationsstrategien, rhetorische Muster, Delegitimierung, Meinungsäußerungen) jenseits von Framing gibt. Aufbauend darauf zeigt der Beitrag in einer abschließenden Diskussion, dass das Verständnis von Populismus als "thin ideology" konzeptionell nicht überzeugen kann. Das liegt auch daran, dass gerade in der dritten Generation dieser Auffassung (z. B. in der Kommunikationswissenschaft) kaum Bezüge zum eigentlichen Ideologie-Konzept erfolgen.