ALEXANDER ZIEM UND BJÖRN FRITSCHE
Politisches Framing: Die verborgene Wirkung der Sprache auf unser Denken
Welche Wirkung hat Sprache auf unser – auch politisches – Denken? Wie beeinflusst der Sprachgebrauch unser Denken und die (politische) Meinungsbildung? Und welche Möglichkeiten zur linguistischen Analyse des Wechselzusammenhangs zwischen Sprachgebrauch und Kognition gibt es? Diesen Leitfragen folgend, interviewt Björn Fritsche den Sprach- und Kognitionswissenschaftler Professor Alexander Ziem. Ausgehend von Erörterungen zur Relevanz von Frames für das menschliche Denken werden zentrale Elemente der Frame-Theorie unter Bezugnahme auf verschiedene Ansätze zur Beschreibung sprachlicher Rahmungsphänomene eingeführt. Es wird die These vertreten, dass es keine neutrale Beschreibung der "Wirklichkeit" gibt, sondern Frames immer schon am Werk sind, wenn Entitäten, Ereignisse und Sachverhalte sprachlich beschrieben und vermittelt werden. Sprachliche Rahmungen können dabei, gerade im politischen Kontext, auch ideologisch instrumentalisiert werden, um eine kritische Meinungsbildung zu unterminieren. Generell können Frames einen persuasiven Effekt ausüben, handlungslegitimierend wirken und sogar, wie im Nationalsozialismus, Komplizen von menschenverachtenden Diskriminierungen und krimineller Handlungen sein.