ANDREJ PETELIN
Philosophische Bezüge in Thomas Manns Roman Der Zauberberg
Von 1911 bis 1924 schrieb Thomas Mann an seinem Roman Der Zauberberg. In dieser Zeit erlebte er mehrere private Schicksalsschläge, einen Weltkrieg und, daraus resultierend, den Untergang der ihm vertrauten Gesellschaftsordnung. Unter dem Druck seiner persönlichen Erfahrungen sowie der veränderten politischen und sozialen Gegebenheiten sah sich Thomas Mann genötigt, seine Weltsicht und Wertvorstellungen zu revidieren und sich den neuen Bedingungen dieser Zeit anzupassen. Seine Tagebücher und öffentlichen Auftritte nach Kriegsende verdeutlichen das Ausmaß, in dem sich seine Überzeugungen nicht nur gewandelt, sondern scheinbar ins Gegenteil verkehrt haben. Thomas Mann konnte seine existenzielle Krise letztlich nur überwinden, indem er sich selbst neu erfand. Aus dem spätromantischen Monarchisten wurde schließlich nach Kriegsende ein bekennender Anhänger der neuen Republik.
Die Tragweite einer solchen ideologischen Kehrtwende muss sich zwangsläufig auch auf die Entwicklung des Zauberbergs auswirken. Doch welche Konsequenzen ergeben sich für die Geschichte des Protagonisten, wenn der Mann, der die Arbeit an dem Roman begann, letztlich kaum noch als derselbe bezeichnet werden kann, der sie zum Abschluss brachte?
Die Arbeit widmet sich der Analyse der strukturellen und inhaltlichen Kohärenz des Zauberbergs. Im Einklang mit den Verfahrensweisen der Kognitiven Hermeneutik und im Rückbezug auf die Kulturphilosophie Friedrich Nietzsches werden Kontinuität und Brüche im Denken Thomas Manns während der Schaffensperiode des Romans untersucht.