DANIEL HECHT
Anwendung der kognitiven Hermeneutik auf Videospiele
Wissenschaftliche Arbeiten rund um Videospiele haben in den letzten Jahren eine Menge Aufschwung bekommen. Die Anwendung der kognitiven Hermeneutik als potentielle Interpretationsmethode für Videospiele bietet eine neue Möglichkeit das Medium aus einer auf den Entwickler zentrierten Sichtweise heraus verstehen zu lernen.
Für die sichere Methodenanwendung muss jedoch zuerst klargestellt werden, worum es bei Videospielen überhaupt geht. Die maßgebliche Mechanik von Videospielen setzt darauf, dass der Spieler Entscheidungen trifft, agiert und reagiert. Während literarische Texte den Interpreten überwiegend mit intellektuellen Problemen konfrontieren, entwickeln Videospiele ganz andere Aufgaben und Hürden zur erfolgreichen Interpretation. Wie weit muss ein Videospiel gespielt werden? Wie gut muss man ein Videospiel beherrschen, um es zu verstehen? Bietet überhaupt jedes Videospiel genügend narrative Elemente um eine Interpretation zu rechtfertigen?
Nach einer kurzen geschichtlichen Abhandlung über bisherige wissenschaftliche Arbeiten und akademische Diskussionen werden Videospiele in dieser Arbeit von der innersten bis zur äußersten Schicht untersucht und definiert, wobei jede Schicht anhand ihrer Nützlichkeit und Verträglichkeit für die Anwendung der kognitiven Hermeneutik eingeordnet wird. Unter diese ausführliche Definition fallen Punkte wie äußere Merkmale, der Programmcode, audiovisuelle Darstellung und Ästhetik, das Spielsystem, Genre-Einteilung, öffentlicher Diskurs und Bewertungsmöglichkeiten.
Abschließend wird der definierte Rahmen an die kognitive Hermeneutik angepasst, wobei "Text"-Konzept, "Literatur"-Programm und Überzeugungssystem entsprechend als Spielkonzept, Medienprogramm und Überzeugungssystem übersetzt werden. Um die Anwendung der kognitiven Hermeneutik auf Videospiele schließlich tatsächlich auszuführen wird die Arbeit mit einer kurzen Beispielinterpretation des Videospiels BioShock von 2K Games abgeschlossen.