ANDREA DAHM
Die Protokolle der Weisen von Zion. Ein Pamphlet zur Verbreitung des Mythos einer jüdischen Weltverschwörung
Die Protokolle der Weisen von Zion gelten als eine der wichtigsten Schriften des modernen Antisemitismus. Auch der Berner Gerichtsprozess von 1933/34, in dem nachgewiesen wurde, dass es sich um eine Fälschung handelt, hat der Popularität des Textes wenig geschadet. Auch wenn die Protokolle der Weisen von Zion zur Zeit der Nationalsozialisten wohl ihre Hochphase erlebten, bleibt ihre Rezeption nicht auf diese Zeit beschränkt. Noch heute wird der Text in vielen verschiedenen Ländern verbreitet. Auch haben die darin enthaltenen Verschwörungsvorstellungen längst ein Eigenleben entwickelt.
Ihren Ursprung haben die Protokolle in einem Kapitel aus dem 1868 erschienenen Roman Biarritz von Sir John Retcliff. Auf einem Prager Friedhof wird nachts eine Zusammenkunft der Weisen von Zion abgehalten, die von ihrem Plan berichten, die Welt zu beherrschen.
Ziel dieser Arbeit ist es, zum einen die Besonderheiten des gefälschten Dokuments herauszustellen und zum anderen die darin enthaltenen Vorstellungen von einer jüdischen Weltverschwörung in einen historischen Zusammenhang zu stellen. Auf diese Weise soll versucht werden, eine Erklärung für die Wirkungsmächtigkeit einer so offensichtlichen Fälschung zu finden. Anhand des Beispiels der Nationalsozialisten soll die Verwendung der Protokolle der Weisen von Zion auf die verschiedenen Grundfunktionen im Sinne eines politischen Mythos hin untersucht werden.