GAVIN ARMOUR
Apokalypsen im modernen Film
In weitestgehend säkularisierten Gesellschaften dienen Katastrophen in populären Massenmedien wie dem Film vor allem als Spektakel mit Überwältigungspotential. Doch an den Rändern des Mainstreams nutzen Filmemacher Katastrophenszenarien auch, um gesellschaftliche, soziale oder ökologische Probleme und die daraus entstehenden Ängste zu reflektieren. Vordergründig scheint es dabei um profane – also weltliche – Entwicklungen zu gehen. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass sich in diesen Filmen oft metaphysisches und eschatologisches Denken ausdrückt, wenn sich die Katastrophe zum Weltuntergang weitet.
Dem christlichen Glauben liegt ein linear-chronologisches Weltbild zugrunde, das von zwangsläufigem Untergang und anschließendem Gottesreich erzählt – der Apokalypse. Es unterscheidet sich von zyklischen oder reinen Untergangsszenarien. In modernen Gesellschaften scheint dieses Weltbild überholt, doch schimmert es in Krisensituationen noch hervor. Warum? Ist es ein vermeintlich einfaches Erklärungsmuster, das Künstler dazu verleitet, auf apokalyptisches Denken zurückzugreifen, um übermächtige Bedrohungen militärischer oder ökologischer Art darzustellen, zu spiegeln, zu verarbeiten?
Drei Filme der 1970er Jahre – einer Hochphase der Katastrophen und Untergänge im populären Film –, sollen auf ihr apokalyptisches Potential hin untersucht werden: The last wave, Dawn of the Dead und PhaseIV. Wie wird die Apokalypse in diesen Filmen inszeniert? Welche Absichten verfolgen die verschiedenen Filmemacher mit ihren spezifischen Inszenierungen? Und welche Wirkung hatten diese Filme gesellschaftlich und filmisch?