JULIA MUTZENBACH
Der Mythos vom Paradies
Der Mythos vom Paradies hat eine jahrtausendelange Geschichte. Bis heute sind Paradiesvorstellungen ein lebendiger Bestandteil vieler Kulturen. In der Seminararbeit wird durch das Vorstellen einiger Beispiele die facettenreiche Tradition der Paradiesmythen dargestellt.
Angefangen bei dem sumerischen Mythos von Dilmun und den griechischen Mythen von Arkadien und dem Elysion führt die Arbeit zu den Paradieserwartungen der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam und verweist darüber hinaus auf die Erwartungen weiterer Religionen wie des Amida-Buddhismus. Es werden auch Paradiesvorstellungen betrachtet, die als säkulare Sehnsuchtsorte erdacht worden sind. Als Beispiele für diese Orte werden die Geschichte des Schlaraffenlandes und Reisemythen der Kolonialzeit herangezogen. Mit dem Märchen Plötzlich tief im Wald (2007) von Amos Oz wird auch ein modernes Paradies erwähnt.
Die ausgewählten Paradiesentwürfe zeigen, dass sich die Sehnsuchtsorte verschiedener Kulturen zwar unterscheiden, zudem aber auch verblüffende Parallelen aufweisen. Die Ähnlichkeiten der Paradiese weisen darauf hin, dass bei der Entstehung der Paradiesbeschreibungen ein Einfluss einer Kultur auf eine andere gewirkt haben könnte. Die Unterschiede der Darstellungen zeigen, dass die Paradiesgeschichten immer wieder den Sehnsüchten der Menschen, die sie formten, angepasst wurden. So spiegeln die Verheißungen des Paradieses die entsprechenden Verhältnisse in der Gesellschaft wider.
Die fortwährende Aktualität der Paradiesthematik ist damit zu erklären, dass die Menschen sich stets nach einem Ort sehnen, an dem die Defizite des realen Lebens beseitigt werden sollen.