MATTHIAS HEDWIG
Androgynie in Mythos, Psychologie und Medienkultur
Der Androgyn als Mischform der Geschlechter fasziniert seit Jahrtausenden die Menschen. Seine Ursprünge reichen weit zurück in die Historie und sind ein mythologischer Teil unserer Kultur. Die verschiedenen Ansätze sind extrem weiträumig gefächert, und die zum Teil sehr komplexe bzw. unklare Definition des Begriffes erschwert eine Limitierung seiner Grenzen. Er stellt somit nicht nur die Überwindung der Geschlechtergrenzen in seiner Semantik dar, sondern ist selbst in manchen seiner Bezüge grenzenlos. Wenn man allerdings über Androgynie spricht, so kommt man nicht umhin, auch die Entwicklungen der Geschlechter und ihrer Rollenidentitäten nachzuvollziehen, da sich diese Kategorien gegenseitig bedingen.
Der moderne Bezug zum Begriff der Androgynie löst sich aber niemals vollständig von dem mythologischen Ursprung, auch wenn die aktuelle Geschlechterforschung, ihre Ansätze mit den sozialen Bestimmungen der Rollenbilder verknüpft und die Androgynie von der biologischen Oberfläche des Körpers löst. Die These dieser Arbeit soll das Thema Geschlechterdichotomie und Geschlechterhierarchie aufgreifen, die im Zusammenhang mit der Androgynie immer wieder eine Rolle spielen. Es soll gezeigt werden, dass sich die westlichen Gesellschaften in der Analyse der Rollenidentitäten ihrer dualen Geschlechter im Grunde immer noch auf Ideen stützen, die den Zeiten Platons und Aristoteles entstammen. Die Androgynie gilt dabei als eine akzeptierte und vollendete Form der scheinbaren Überschreitung alter Grenzen, die als künstliches Ventil einer androzentristischen Gesellschaft funktioniert.