ANNA BARD
Die Wiederaufnahme des Motivs der Bücherverbrennung bzw. des Bücherverbots in anti-utopischer Literatur
Bei Anti-Utopien bzw. Dystopien handelt es sich um fiktive Zukunftsentwürfe mit negativer Menschheitsentwicklung. Die meist kritisierte Industrialisierung respektive Technologisierung findet ihre Auswirkung in der Reduktion der menschlichen Gefühlswelt auf ein Minimum. Die Individualität wird zugunsten optimaler Funktionalität aufgegeben, wobei dies nicht bewusst freiwillig geschieht, sondern durch Kontrolle, Repression, Propaganda, Überwachung und Sanktionen, Genmanipulation, Klonen, geistige Beeinflussung der Embryos.
Wieso ist in diesem Zusammenhang das Motiv der Büchervernichtung bzw. Bücherverbrennung immer präsent? Wie ist denn die Wirkung der Literatur auf die menschliche Psyche? Inwiefern ist sie ein Feind des totalitären Regimes?
In den beschriebenen Welten wird die Literatur als Feind statuiert, was im Zuge der Optimierung der Arbeitergesellschaft durchaus logisch erscheint. Literatur ist in der Lage, Gefühle hervorzurufen, und die Befürchtung liegt nahe, dass man das durch die Literatur initiierte selbstständige Denken und Reflexion der Vergangenheit die gegenwärtige Lebens- bzw. Regierungsform hinterfragt. Dies darf aus zwei Gründen nicht geschehen: die Regierungsform will erhalten bleiben und da diese meist die Menschen unterdrückt und ausnutzt, darf sie nicht transparent werden.
In dieser Arbeit soll das Motiv des Bücherverbots an Beispielen diskutiert sowie die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede der Darstellung erarbeitet werden, um die Bedeutung des Buches in damaliger wie heutiger Welt festzuhalten. Dabei werden nicht ausschließlich anti-utopische Beiträge untersucht, um das längst vorhandene, und in Dystopien wieder aufgenommene, Motiv bezüglich seiner Bedeutung für und in der Literatur zu verdeutlichen.