MARIJN GROENENDIJK
Die Darstellung des nordamerikanischen Indianers und ihre Funktion für die Besiedlung Nordamerikas in James Fenimore Coopers Der letzte Mohikaner
Fenimore Cooper hat mit seinen Lederstrumpfromanen nicht nur besagten weißen Kundschafter berühmt gemacht, sondern vor allen Dingen den heldenhaften Uncas, den letzten Mohikaner, der Inbegriff des edlen Wilden. Coopers Indianer sind große Krieger, die den weißen Kolonisten in der Wildnis weit überlegen sind. Seine Darstellung der Indianer galt lange als authentisch und wurde zur Inspiration vieler nachfolgender Autoren und Filmemacher.
Doch es zeigt sich schnell ein Widerspruch zwischen der Glorifizierung eines edlen Volkes und der selbstverständlichen Vertreibung der Ureinwohner. Die Vertreibung der Indianer Richtung Westen und in Reservate war zu Coopers Zeit gängige Praxis und Folge eines politischen Ziels: der Besiedlung der Wildnis. Die Frage nach der Rolle der Indianer in Coopers Roman in Bezug zu diesem Ziel liegt nahe.
Cooper hantiert mit zeitgenössischen Stereotypen, die den Indianer teils verdammen, teils glorifizieren. Diese Stereotypen sind zugleich Definitionen was, "Wilde" sind. Aufbauend auf die verschiedenen zeitgenössischen Definitionen des "Wilden" untersucht diese Arbeit die indianischen Charaktere Coopers und ordnet sie den unterschiedlichen Auffassungen zu. Cooper gelingt es, der Vielzahl indianischer Stereotypen gerecht zu werden, ohne den Anspruch der Weißen auf Expansion in Frage zu stellen. Letztlich wird von Cooper nicht die Expansion zum Problem erklärt, sondern die Integration.