JENS HELMUS
Thomas Bernhards Holzfällen. Ein Beitrag zur Interpretation
Ziel der Masterarbeit ist es, einen Beitrag zur erfahrungswissenschaftlichen Erfassung und Erklärung von Thomas Bernhards Roman Holzfällen zu leisten. Ausgehend von dem Literaturskandal und den Gerichtsprozessen, die der Roman nach seiner Veröffentlichung ausgelöst hatte, wird versucht zu erklären, wie Bernhard Wirklichkeitspartikel aufgreift, um sie literarisch weiterzuverarbeiten. Die Erklärung wird mit Bezug auf die textprägenden Instanzen geleistet, etwa die radikale Sprachskepsis des Autors oder der erkenntnistheoretische Standpunkt desselben, der Erkenntnis immer in Abhängigkeit vom Subjekt sieht. Textmerkmale wie die Erzählperspektive, die durch eine fixierte interne Fokalisierung geprägt ist, die starken Übertreibungen, Ambivalenzen und Widersprüche im Erzählen der Hauptfigur werden mithilfe der textprägenden Instanzen erklärt. Anschließend wird die Erzählerfigur in den Fokus der Arbeit gestellt, wodurch zentrale Themen des Romans wie die Kritik an der Künstlichkeit des Erzählerumfeldes und am Staatskünstlertum herausgearbeitet werden. Weiterhin wird versucht, den in der Forschung häufig verwendeten Begriff des Geistesmenschen für den Roman Holzfällen operabel zu machen, unter Hinzuziehung weiterer Romane des Autors werden die Hauptfigur betreffende Elemente des Bernhardschen Literaturprogramms herausgearbeitet, besonders die Schwierigkeit eines jeden Geistesmenschen, trotz ständiger Todesgewissheit einen Weg zu finden, erträglich zu existieren. Schließlich werden dramatische und musikalische Strukturen des Romans herausgearbeitet und gezeigt, dass Bernhard das Thema der Lebenslüge von Henrik Ibsens Wildente in seinen Roman transportiert hat.