JULIANE SCHULZE
Adoleszenz in der Provinz
"Das war die Zeit der guten, alten Provinz: einer heilen Welt, einer idyllischen Landschaft aus Wäldern, Wiesen und Flüssen, in der malerisch eingebettet schnuckelige Dörfer und beschauliche Kleinstädte mit gepflegten Obstgärten lagen. Die Menschen hier galten als ein bisschen verbohrt, und rückständig, aber wenn man darüber hinwegsah, konnte man sich wahrscheinlich wohl fühlen."
(Mensing, Kolja: Wie komme ich hier raus? Aufwachsen in der Provinz.)
In dieser Magisterarbeit wird das Aufwachsen und Erwachsenwerden auf dem Dorf bzw. in der Kleinstadt, wie sie gegenwärtig (1990-2007) von deutschsprachigen Autoren gezeigt wird, untersucht. Wie wird heutzutage mit dem Thema Provinz umgegangen? Halten Autoren immer noch an der Idylle der bekannten Heimatfilme fest oder wird eine realistische Landschaft gezeichnet, in der die Menschen konservativ denken und handeln, aber trotzdem mit Internet, Fernseher und Mobiltelefon ausgestattet sind? Gibt es den Provinzroman? Wie sehen im Gegensatz dazu Darstellungen um die Jahrhundertwende bzw. aktuelle Romane, die in der Großstadt spielen, aus?
Die Magisterarbeit baut auf den Theorien des Adoleszenzromans und den aktuellen Forschungen zum Provinz-Begriff auf. Im Rahmen der kognitiven Hermeneutik wird in diesem Zusammenhang der Roman Keiner wird bezahlen (Arnold Thünker) in den Vordergrund gestellt. Weitere ausgewählte Werke, an denen die Problematik der Adoleszenz in der Provinz untersucht werden, sind Die Melancholie der Kleinstädte (Christian Trautmann), Fuck off, Koff (Walter Kohl) sowie der Film Beste Zeit (Marcus H. Rosenmüller). Die Adoleszenz- und Provinzaspekte werden mit Jugendbüchern der Jahrhundertwende sowie den Stadt-Romanen Faserland und Rocktage verglichen.