RAPHAEL PRENGEL
Wilhelm Emrichs Interpretation von Franz Kafkas In der Strafkolonie – Die kognitive Hermeneutik und ihr Analyseprogramm für die Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine praktische Anwendung des Analyseprogramms der kognitiven Hermeneutik für die Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur. Wilhelm Emrichs Interpretationstext "In der Strafkolonie" zu Kafkas Erzählung "In der Strafkolonie" ist Gegenstand der kritischen Untersuchung.
Wie es der Umgang mit Sekundärtexten nach der kognitiven Hermeneutik vorsieht, wird im ersten Schritt eine Rekonstruktion der Argumentationsweise Emrichs vorgenommen. Emrich kombiniert mehrere Deutungsoptionen. Zum einen interpretiert er die Erzählung politisch/soziologisch, zum anderen übersinnlich/religiös. In einem zweiten Schritt wird die Argumentation kritisch hinterfragt und auf ihren kognitiven Gehalt hin untersucht. Die Interpretation ist nicht frei von Widersprüchen. Auf diese Widersprüche geht der Interpret nicht ein.
Durch die Analyse wird deutlich, dass der Interpretationstext oft behauptenden Charakter einnimmt und Emrich weder die aufgestellten Hypothesen am Text belegen kann noch andere Quellen zur Interpretation hinzuzieht. Emrich liefert mit seiner Interpretation keine im Sinne der kognitiven Hermeneutik wissenschaftliche Arbeit, deren Ziel Erkenntnisgewinn ist.