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GERALD UNTERBERGER

Der Baum des Rindes und die Töchter des Teufels. Die mythischen Motive eines pyrenäischen Märchens in ätiologischer Untersuchung

Das im Jahr 1950 von Gaston Maugard aufgezeichnete pyrenäische Märchen "L'Arbre du Bœuf" (Der Baum des Rindes) ist hinsichtlich seines Kernmotives in der gesamten Märchenlandschaft nahezu singulär und gruppiert sich in seiner Erzählung um ein archaisches Mythenbild mit kosmologischem Inhalt. Der Baum des Rindes – "l'Arbre-aux-mille-fruits-de-la-création" – wächst auf dem Grab des verstorbenen Wundertieres und sein Protegé, ein junger Hirt, der sich schon zu Lebzeiten des Tieres aus seinem Wunderhorn ernährt hat, klettert entlang dieses Weltbaumes in den Himmel. Der Hirt vollführt dort sein Wunder, indem er den Lauf der Sonne verändert. Nach gefahrvoller Rückreise und seiner Begegnung mit den "Töchtern des Teufels" wird er auf Erden als Held gefeiert.

Das kosmologische Motiv vom Rind und seinem Weltbaum ist eingebettet in ein schamanistisches Milieu. Ähnlich wie der Hirt unternimmt auch der Schamane seine Himmelsreise entlang des Weltbaumes oder der Weltsäule, wo er als Magier und Heiler seine Wunder für die Gemeinschaft vollbringt: sowohl auf individueller Basis wie auch im kosmischen Sinn. "L'Arbre du Bœuf" ist im Sinne einer Fabula incredibilis ins Episodenhafte gekehrt und kann doch die Altertümlichkeit seiner Motive damit nicht verdecken. Durch weiträumige Vergleiche aus anderen mythischen Weltbildern und rituellen Praktiken werden einzelne Motive des Märchens ätiologisch untersucht.

Die Dissertation des Autors, Die Kosmologie der Døgøn. Die Mythik von der Himmelsstütze und dem verkehrten Weltbaum in kulturgeschichtlichem Vergleich, ist im Afro-Pub Verlag (Wien 2001) erschienen


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Infos zum Beitrag:

  • Publikationsdatum
    04/2012
  • Bereich/Forum
    Mythosforschung
    Wissenschaftliches Forum
  • Textart
    Aufsatz

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