ANASTASIA NEUMANN
Franz Kafkas Forschungen eines Hundes – interpretiert auf Grundlage der Basis-Interpretation der Kognitiven Hermeneutik
Stellen Sie sich einmal vor sie wären ein Hund, würden den Menschen, der sie hält, aber nicht wahrnehmen. Diese Perspektive hat Franz Kafka in seiner Erzählung Forschungen eines Hundes mit viel Ironie aber auch einer großzügigen Prise Gesellschaftskritik eingenommen. Es geht um einen scheinbar tiefsinnigen und freidenkerischen Hund, der sich auf Erkenntnissuche nach den Geheimnissen der Hundeschaft macht. Dabei interessiert ihn vor allem, woher die Erde die Nahrung nimmt, von der sich die Hunde ernähren. Offensichtlich übersieht er dabei, von seinem Herrchen nichts ahnend, dass er bei all seinen Überlegungen einen kleinen aber feinen Fehler macht: Er denkt erst gar nicht daran, dass es womöglich etwas Höheres geben könnte als die Hundeschaft. Mit jedem seiner Experimente scheint er so nah dran zu sein – er erkennt, dass die Nahrung paradoxerweise doch manchmal von oben kommt und der Hund scheinbar gar nicht so frei ist, wie er denkt, ja sogar instinktgesteuert und somit in seiner Freiheit eingeschränkt ist – und dennoch kommt er nie ganz dahinter, weil er feststellen muss, dass so tiefsinnig und neugierig er auch ist, er nie seine Hundenatur überwältigen können wird und somit selbst zu einem Leben in eingeschränkter Freiheit, etwas tieferes ahnend, von der Hundeschaft aber eben deshalb bereits isoliert lebend, verdammt ist.
Die folgende Basis-Interpretation im Sinne der kognitiven Hermeneutik versucht den Verlauf dieser Erzählung anhand einer Basis-Analyse zu rekonstruieren, um im Anschluss das zugrunde liegende Textkonzept zu entschlüsseln und sie in das Literurprogramm und Überzeugungssystem Franz Kafkas einzuordnen.