DENISE LAMLA
Basis-Interpretation der Erzählung Der Nachbar von Franz Kafka
Wer kennt das nicht: Leistungsdruck, Konkurrenzkampf, Existenzängste?
Mit diesen aktuellen Themen konfrontiert Franz Kafka seine Leser in seiner Erzählung Der Nachbar.
Eine traumähnliche Gedankenschilderung des Ich-Erzählers eröffnet dem Leser einen Einblick in seine Psyche, die von Konkurrenzdenken und den damit zusammenhängenden Existenzängsten bestimmt ist. Es wird beschrieben wie etwas Alltägliches, wie der Einzug eines neuen Nachbarn, ein Individuum völlig aus der Bahn werfen kann. Mit dieser Art Illusionszerstörung gelingt es dem Autor dem Leser die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung zu verdeutlichen. Der Mensch ist dazu gezwungen seine Weltwahrnehmung ständig zu überarbeiten. Außerdem gelingt es Kafka die gesellschaftlichen Missstände aufzuzeigen, indem er mithilfe der Darstellung der Angstphantasien des Protagonisten, in denen dieser von Konkurrenzdenken geplagt seine Vermutungen über die Tätigkeiten seines Nachbarn bis ins Unerträgliche steigert, die Auswirkungen einer an Leistung und Profit orientierten Gesellschaft und der modernen Arbeits- und Wohnverhältnisse veranschaulicht. Durch steigenden Leistungsdruck und dem damit einhergehenden Konkurrenzkampf wird das Individuum dazu verleitet erst seinen klaren Verstand und letztendlich sich selbst zu verlieren.
Mit Hilfe der Methode der Kognitiven Hermeneutik wird im Folgenden zunächst eine pointierte Zusammenfassung der Erzählung und dann die Basisinterpretation vorgenommen. Im Weiteren erfolgt eine Einordnung in das Literaturprogramm und das Überzeugungssystem Kafkas.