JASMIN SCHEMANN
Die Wiedervereinigung der Deutschen in der Literatur
Deutschland wird volljährig. Vor über 18 Jahren erschüttert das Land die friedliche Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland. Mit dem Fall der Berliner Mauer am 09. November 1989 beginnt eine neue Phase deutscher Geschichtsschreibung, die den Prozess der Wiedervereinigung einläutet und ein Jahr später – am 03. Oktober 1990 – in der deutschen Einheit mündet.
"Die Wiedervereinigung der Deutschen in der Literatur" aus dem Jahr 2006 untersucht anhand der Forschungsfrage – Wie wird die Wiedervereinigung der Deutschen in der zeitgenössischen Literatur wiedergegeben? – Bilder und Themen von Wende, Einheit und ihren Folgen (WEF), die in Romanen deutscher Gegenwartsautoren behandelt werden.
Die Untersuchung gliedert sich in zwei Bereiche, einen theoretischen und einen empirischen Teil. Das Fundament der Analyse bildet ein historischer Überblick über die Geschichte beider deutscher Staaten von 1945–1990. Der theoretische Teil erschließt 26 unterschiedliche Schwerpunkte der WEF in deutsch-deutschen Romanen. Ziel ist, das Untersuchungsfeld der verarbeiteten Themen zu kartieren, um diese später in zwei Romanen zu identifizierten und in einem Schaubild einzuordnen. Der empirisch-analytische Teil beinhaltet die Werkanalyse. Das interpretationstheoretische Konzept von Peter Tepe aus Mythos & Literatur wird exemplarisch auf zwei Romane angewendet: Jana Hensels Zonenkinder und Sven Regeners Herr Lehmann. Die Untersuchung zeigt, wie sich die Themen der Romane im Vergleich zu den letzten Jahren, zur vorherigen Autorengeneration, gewandelt haben. Ferner werden die Themen und Deutungsmuster eines westdeutschen Autors und einer ostdeutschen Autorin, unter Bezugnahme der Herkunft und der Sozialisation der Textproduzenten, verglichen. Final wird ein Ausblick über die zukünftige Entwicklung der Wende- und Einheitsliteratur und ihre Aufgaben und Funktionen für die Gesellschaft in einem geeinten Deutschland gegeben.