KATHARINA MOLCAN
Anwendung der Analysemethode der kognitiven Hermeneutik auf den Sekundärtext "Woran leidet Werther? Zum Zwiespalt zwischen idealistischer Schwärmerei und sinnlichem Begehren" von Günter Sasse
Zu Johann Wolfgang von Goethes Die Leiden des jungen Werthers wurden unzählige Interpretationen verfasst, die für sich in Anspruch nehmen wissenschaftlich haltbar zu sein. Basierend auf der kognitiven Hermeneutik wird in dieser Arbeit der Sekundärtext "Woran leidet Werther? Zum Zwiespalt zwischen idealistischer Schwärmerei und sinnlichem Begehren" von Günter Sasse unter Anwendung der zugehörigen Analysemethode untersucht und kritisch betrachtet.
Sasse liest den Werther als Liebesroman und konzentriert sich stark auf die Textkomponente Werther und die Frauen. Er führt an, dass es Werthers eigener Idealitätsanspruch ist, der ihn zu Verzicht und zur Entsagung der Liebe zu Lotte zwingt. Werther sei nicht auf eine Realisierung der gelebten, körperlichen Liebe aus, da diese mit der Desidealisierung Lottes zusammenhängt.
Der Text zeigt jedoch, dass Werther durchaus an einer Erfüllung der Liebe interessiert ist. Seine angebliche Unfähigkeit, Sinnlichkeit und Sittlichkeit miteinander zu verbinden, hängt damit zusammen, dass Lotte mit Albert verlobt ist und nicht bestrebt ist die Verlobung aufzulösen. Da die Realisierung dieser Liebe nicht möglich ist, hat es den Tod Werthers zur Folge. Werther negiert seinen Körper und hofft auf eine Wiedervereinigung mit Lotte im Jenseits. Damit ist er ein Vertreter des Pietismus.