MARINA ROSIN
Kritische Analyse des Sekundärtextes "Poetische Pathographie. Goethes Werther im Kontext zeitgenössischer Melancholie-Diskurse" von Thorsten Valk
Seit dem Erscheinen von Goethes Die Leiden des jungen Werther hat fast jede Generation von Germanisten neue Interpretationsansätze zu dem Briefroman vorgelegt. Dementsprechend auch der von Thorsten Valk, welcher seit 2007 als Privatdozent für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig ist. Sein Beitrag aus dem Jahr 2002 verfolgt einen in der Germanistik oft gelesenen, biographischen Ansatz. Entsprechend lautet Valks Kernthese: Weil Werthers tödliche Krankheit als Melancholie zu identifizieren und darüber hinaus sehr facettenreich dargestellt ist, nimmt der Roman Goethes als Ganzes in der zeitgenössischen Diskussion um o.g. Krankheit eine vermittelnde Position ein.
In nachfolgendem Essay wird sowohl ebendiese These als auch die Argumentationsstruktur des Aufsatzes insgesamt mithilfe des von Peter Tepe entwickelten Theoriekonzepts der kognitiven Hermeneutik kritisch hinterfragt. Auf diese Weise zeigt sich, dass die Struktur des Textes von Valk zwar durchweg logisch aufgebaut ist, aber an der einen oder anderen Stelle weniger der Primärtext als vielmehr die Intention des Autors und der medizinisch-historische Kontext von Valk in den Fokus genommen werden.