NINA VON DER BEY
E.T.A. Hoffmann Der Sandmann und Der goldne Topf
Die Magisterarbeit mit dem Titel "E.T.A. Hoffmann Der Sandmann und Der goldne Topf" setzt sich mit beiden Texten des Schriftstellers vor dem Hintergrund der kognitiven Hermeneutik auseinander. Letztere ist ein von Prof. Dr. Peter Tepe an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf entwickeltes Konzept zur erfahrungswissenschaftlichen Interpretation literarischer Texte.
Die Arbeit vergleicht Der Sandmann mit Der goldne Topf und bietet eine kognitive Interpretation von Ersterem. Hoffmanns Novelle Der Sandmann wurde über Generationen in der Literaturwissenschaft vielfach analysiert. Eine der populärsten Deutungen ist der psychoanalytische Ansatz von Sigmund Freud, von dem sich die kognitive Hermeneutik abgrenzt. Aus ihrem Blickwinkel ist die Sandmann-Interpretation in Das Unheimliche zwar legitim, genügt jedoch keinerlei wissenschaftlichen Ansprüchen. Der Text basiert auf einem projektiv-aneignendem Ansatz, der die psychoanalytische Hintergrundtheorie des Autors stützt, die wissenschaftlich notwendige Frage "Warum ist der Text so beschaffen, wie er ist?" jedoch nicht beantwortet.
Um Ansätze zur Klärung dieser Frage zu finden, ist nach dem Konzept der kognitiven Hermeneutik eine Betrachtung der Autor-Instanzen notwendig. Diese grenzt sich vom klassischen Autorintentionalismus ab, und versucht anhand der Erstellung von Hypothesen Annahmen über das Weltbild des Autors und seinen Text zu treffen. Um Grundannahmen zu Hoffmanns Textkonzept, Literaturprogramm und Überzeugungssystem herauszustellen, haben sich ein Vergleich zwischen Der Sandmann und Der goldne Topf sowie eine Identifikation der Textwelt bewährt. Beide belegen eine deutliche Stringenz in Hoffmanns dichterischem Schaffen nach den Prinzipien der Romantik, und widerlegen die Annahme Der Sandmann sei ein hermeneutischer Sonderfall.