STEPHANIE SCHULZ
Gerüche in Kultur und Literatur
Die Macht der Gerüche zieht die Menschen seit Urzeiten in ihren Bann und der Zauber der Düfte hat über Jahrhunderte hinweg, bis in die heutige Zeit, überdauert. Gerüche spielen im Alltag eine nicht unwesentliche Rolle und begegnen uns praktisch überall – im Haushalt, in der Natur, beim Einkaufen, auf der Arbeit und im gesellschaftlichen Zusammenleben generell. Ihr Wandel, ihre Bewertung und Verarbeitung sowohl kulturell als auch literarisch bilden daher ein schier unendliches Feld. Kulturell gesehen begann die Entwicklung der heutigen geruchlosen Gesellschaft im 18. Jahrhundert. Die Anfänge einer aufkeimenden Hygiene, die damit verbundene Desodorierung und die darauf folgende Reodorierung hatten eine veränderte Geruchswahrnehmung und Bewertung von Eigen- und Fremdgerüchen in der Gesellschaft zur Folge.
Gerüche und Düfte eigenen sich außerdem hervorragend zur literarischen Verarbeitung und erfreuen sich regen Gebrauchs. Doch auch der literarische Gebrauch von Düften unterlag über die Jahrhunderte hinweg einem Wandel und so führten historisch und kulturell geprägte Annahmen über Gerüche zu einer stetigen Verwendung beliebter Duftmotive und Geruchsthemen. Oft werden diese nicht beliebig eingesetzt, sondern helfen dem Autor seine künstlerischen Ziele zu verwirklichen, indem er sie gezielt benutzt, um dem Leser eine bestimmte Sichtweise zu vermitteln. Um diese These zu stützen werden in der vorliegenden Arbeit zwei Gedichte von Charles Baudelaire und Thomas Manns Novelle Wälsungenblut auf ihre Geruchsthematiken hin untersucht.