TIM WILLMANN
Die Methode der kognitiven Hermeneutik – Die praktische Anwendung der Basis-Interpretation am Beispiel des Dramas Wilhelm Tell von Friedrich Schiller
"Die Zungen sind noch frei, / Es ist noch nicht ganz wie es soll gebändigt – / Doch es soll anders werden, ich gelob es, / Ich will ihn brechen diesen starren Sinn, Den kecken Geist der Freiheit will ich beugen." –
Angesichts dieses Ausspruchs des Reichsvogts Hermann Gessler scheint es nicht verwunderlich zu sein, dass der sonst friedfertige Wilhelm Tell aus seinem naturverbundenen Für-sich-sein hervortreten und gleichsam als Heilsbringer durch Gesslers Erschießung in der hohlen Gasse die Freiheit für das gesamte schweizerische Volk wahren muss.
Durch die praktische Anwendung der kognitiven Hermeneutik auf Friedrich Schillers Drama Wilhelm Tell soll im Rahmen der Basis-Analyse deskriptiv der Textbestand geklärt werden, um dann in der Basis-Interpretation die drei textprägenden Instanzen, also das Textkonzept, das Literaturprogramm sowie das Überzeugungssystem Schillers durch logische Schlussfolgerungen aus dem deskriptiv gewonnenen Informationsbestand darzulegen.
Schiller sieht eine klare Vorrangstellung von Hoffnungsträgerfiguren gegenüber Tyrannenfiguren, da ihnen eine Art gute reinigende Kraft eigen zu sein scheint – erst in einem aus Unterdrückung und intrigantem sowie sadistischem Handeln entstandenen gravierenden Konflikt, der bis in einen offenbar göttlich eingehauchten Freiheitskampf münden kann, wird ihr Primat erkennbar.